Die Kontrahenten im Glaubenskrieg und ihre Begrifflichkeiten und Positionen
wurden nun auf ca. 30 Seiten vorgestellt, trotzdem halte ich es für dringend
nötig, die Differenzen noch detaillierter und genauer zu analysieren, auch wenn
dies als Zeichen von Pedanterie angesehen werden kann. Eine Rechtfertigung für
Pedanterie findet man bei Weber: „Persönlich bin ich der Ansicht, dass kein
Mittel der Welt ‚pedantisch‘ ist, um nicht zur Vermeidung von Konfusionen am
Platze zu sein“ (Weber 1973d [1917]: 510 [472]). Pedanterie ist aber bei diesen
Themen nicht nur angebracht, sondern mittlerweile notwendig, damit ein
Aneinandervorbeireden oder ein kontraproduktiver Streit vermieden werden kann.
Nur so können die vielen Missverständnisse, die den „Methodenstreit“ seit
Anbeginn prägen, in dieser Debatte überwunden werden. Im dritten Kapitel
sollen daher die philosophischen oder wissenschafts-theoretischen
(axiologischen, epistemischen, methodologischen und ontologischen) Differenzen
idealtypisch auf zehn vertikalen und drei horizontalen Ebenen erörtert werden
(2. Schaubild). Dabei werden die folgenden Fragen erörtert:
- Wie kann der „Methodenstreit“ oder der methodologische Glaubenskrieg überwunden
werden?
- Können strukturelle Unterschiede zwischen empirisch-interpretativen
(deskriptiven), empirisch-szientistischen (explanativen und prognostischen) und
praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Methodologien auf
verschiedenen Ebenen nachgewiesen werden?
- Besteht ein Gegensatz (Unvereinbarkeit) oder eine Komplementarität zwischen
empirisch-interpretativen (deskriptiven), empirisch-szientistischen (explanativen
und prognostischen) und praktischen (normativen, pragmatischen und technischen)
Methodologien? Oder anders ausgedrückt: Sind interpretative, szientistische und
praktische Methodologien komplementär oder konträr zueinander?
- Wie sieht eine wissenschaftstheoretische Differenzierung auf zehn vertikalen
und drei horizontalen Ebenen aus?
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