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Tradition und Fortschritt verbinden

„Methodenstreit“ und Politikwissenschaft

Der methodologische Glaubenskrieg
am Beginn des 21. Jahrhunderts zwischen
szientistischem Establishment und phronetischen Perestroikans


 

Vorwort

 

   

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Vorwort

Inhaltsverzeichnis
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Literaturverzeichnis

Inhalte

Einleitung
2. Kapitel
3. Kapitel

Zusammenfassung
Ausblick

 

 

Kurzfassung Seitenanfang

Im Fokus dieser Monographie steht der seit dem 19. Jahrhundert als „Methodenstreit“ in die Literatur eingegangene Disput. Am Beginn des 21. Jahrhunderts kann man innerhalb der Politikwissenschaft von einem methodologischen Glaubenskrieg sprechen. Zunächst erfolgt eine Ad-fontes-Rekonstruktion anhand von Methodenbüchern und Klassikern der Naturalisten, Positivisten oder Szientisten. Dabei wird dargelegt, warum es nicht um den Mainstream, sondern um das Establishment geht. Danach wird die Gegenposition anhand der phronetischen Perestroikans, die die letzte große Rebellion gegen das Establishment unternahmen, paradigmatisch vorgestellt. Dieser in der Regel kontraproduktive Glaubenskrieg kann überwunden werden, wenn man auf die Begrifflichkeiten von Georg Hendrik von Wright und Imre Lakatos zurückgreift. Weiterhin können damit die methodologischen Auseinandersetzungen und Entwicklungen besser nachvollzogen werden. Die Begrifflichkeit von Thomas Samuel Kuhn, die auch in methodologischen Fragen die Diskussion strukturiert, ist unangemessen und wirkt im methodologischen Glaubenskrieg wie ein Brandbeschleuniger.

Die Komplementarität zwischen verschiedenen Methodologien wird hier nachgewiesen: einmal zwischen empirisch-interpretativen (deskriptiven) auf der einen Seite sowie empirisch-szientistischen (explanativen und prognostischen) Methodologien auf der anderen Seite. Zweitens ein struktureller Unterschied auf zehn Ebenen zwischen empirischen (deskriptiven, explanativen und prognostischen) und praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Methodologien aufgezeigt. Die Begrenztheit angewandter Methodologien wird ausführlich herausgearbeitet, sowohl der szientistischen (normativen Rationalwahltheorie) als auch der phronetischen (angewandten Klugheit). Weiterhin wird die Notwendigkeit einer genuin praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) komplementär zu einer empirischen (deskriptiven, explanativen und prognosti-schen) Methodologie begründet. Nur eine genuin praktische Methodologie ermöglicht eine Legitimation von politischer Legitimierung, erst damit können politische Regulierungen begründet oder kritisch evaluiert werden.  


Anlass und Hintergrund der Studie Seitenanfang

Vom Wintersemester 1982/1983 bis zum Wintersemester 1987/1988 habe ich Philosophie (Hauptfach), Politische Wissenschaft (Nebenfach) und Mittlere und Neuere Geschichte (Nebenfach) an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Seither bildet die Suche nach wissenschaftlichen Antworten auf politische Fragen den Kern meiner wissenschaftlichen Arbeit. Empirisch-analytische Antworten nehme ich zur Kenntnis, mein Anspruch besteht darin, praktische (normative, pragmatische, technisch-instrumentelle) Antworten mit wissenschaftlichen Werkzeugen (Begriffen, Sätzen, Theorien, Logiken, Argumentationsweisen, Methoden und methodischen Ansätzen) zu formulieren und zu begründen. Die historische Einbettung des gegenwärtigen „Methodenstreits“ greift auf diese langjährige Auseinandersetzung mit philosophischen oder wissenschaftstheoretischen (axiologischen, epistemischen, methodologischen und ontologischen) Fragen zurück. Daher beruht die historische Einordnung der derzeitigen Diskussion auf mehreren Vorarbeiten, die in einem langwierigen Prozess erarbeitet und überwiegend als work in progress im Internet publiziert wurden. Dabei wurde Wissenschaftstheorie als partizipative Wissenschaftsmethodologie (Lauer 2013) am Beispiel konkreter Fragestellungen, Europäische Union (Lauer 1993) oder Soziale Sicherheit (Lauer 1998), innerhalb der Politikwissenschaft (Lauer 1997) betrieben.

Diese Studie wurde von der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg als Dissertation im Fach Politikwissenschaft angenommen. Sie wurde in dieser Form zwischen 2014 und 2017 erstellt. Gedacht war zuerst an ein einleitendes Kapitel, in dem der Forschungsstand vor allem in praktischer Methodologie am Beginn des 21. Jahrhunderts festgehalten werden sollte. Die Komplexität der Thematik machte es notwendig, auch den Hintergrund zu erhellen und damit die Genese der aktuellen Diskussion herauszuarbeiten. Die genauen Gründe dafür erschließen sich erst, wenn man meine Kritik an der gegenwärtigen wissenschaftstheoretischen Auseinandersetzung im Detail nachliest, und können in einem Vorwort auch nicht annähernd aufgeführt werden.


Danksagungen Seitenanfang

Anregungen für diese Arbeit habe ich nicht nur am Institut für Politische Wissenschaft, wo die Abhandlung als Dissertation ausgearbeitet wurde, sondern auch an anderen Instituten der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg erhalten. In Dankbarkeit möchte ich die Professoren und Dozenten herausheben, die durch ihre Seminare, Vorlesungen oder ihr Werk besonders wertvolle Anregungen und Hinweise für die hier erörterten methodologischen Fragestellungen gaben. Zitate und Literaturverzeichnis können nur die direkten, aber nicht die indirekten Einflüsse belegen.

In erster Linie möchte ich mich besonders herzlich bei meinem Doktorvater, Klaus Gustav Heinrich von Beyme, für seine stets kritische, aber auch außergewöhnlich geduldige Betreuung bedanken. Ich habe vom Sommersemester 1988 bis zum Wintersemester 2016/17 regelmäßig an seinem Doktorandenkolloquium teilgenommen und eine Vielzahl von Entwürfen vorgetragen. Außergewöhnlich war nicht nur die fachliche, sondern auch die menschliche Betreuung in diesem Kolloquium. Ein besonderer Dank für konstruktive Gespräche sowie kritische Anmerkungen und Kommentare geht auch an die Kommilitoninnen und Kommilitonen dieses Kolloquiums. Michael Haus danke ich sehr herzlich für weiterführende Anmerkungen und kritische Kommentare, die Erstellung des Zweitgutachtens sowie die Möglichkeit, in seinem Kolloquium die Arbeit vorzustellen. Ein Dankeschön geht auch an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Kolloquiums. Profitiert habe ich auch von Veranstaltungen am Institut für Politische Wissenschaft bei Wolfgang Merkel, Frank R. Pfetsch und Manfred Gustav Schmidt.

Das Philosophische Seminar war für mich sehr prägend und auch für die Entstehung dieser Arbeit entscheidend, zumal ich bis zum Magister Artium Philosophie im Hauptfach studiert habe. Das geistige Klima des Seminars wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Hans-Georg Gadamer geprägt und war vor allem durch Offenheit und Interesse an einem kontroversen Dialog mit allen philosophischen Strömungen gekennzeichnet. Imponierend war Gadamers Freude, auch mit Studenten vor allem Kontroversen auszutragen. Offenheit wurde an diesem Seminar aber nicht mit postmoderner Beliebigkeit verwechselt. Auf die methodologischen Grundlagen, die erst eine rationale Auseinandersetzung ermöglichen, wurde großer Wert gelegt. Die methodischen Grundlagen habe ich mir in Interpretationskursen und in Logikseminaren (Aussagen- und Prädikatenlogik, Modallogik, Zeitlogik, deontische Logik) erarbeitet, die von folgenden Dozenten betreut wurden: Knut Eming, Michael Hampe, Bertram Kienzle, Harald Pilot, Hans-Peter Schütt. Erst die hier erworbenen methodischen Grundlagen ermöglichten es mir, mich auf einem adäquaten Niveau mit wissenschaftstheoretischen Fragen auseinanderzusetzen. Dabei möchte ich besonders die Arbeiten und Vorlesungen von Rainer Enskat, Erhard Scheibe, Wolfgang Wieland und Reiner Wiehl hervorheben. Reiner Wiehl betreute meine Magisterarbeit „Philosophische Probleme. Die Unterscheidung zwischen Sach- und Sprachproblemen in Wittgensteins Spätphilosophie“. Per E-Mail habe ich Kontakt zu Otfried Höffe, Klaus Kornwachs und Hans Poser aufgenommen, die mir prompt geantwortet haben. Die beiden Letztgenannten haben mir sogar zu dem Zeitpunkt noch unveröffentlichte Manuskripte zur Verfügung gestellt.

Mit methodologischen Fragestellungen habe ich mich auch an Veranstaltungen des Historischen Seminars bei Detlef Junker und Dietmar Otto Ernst Rothermund auseinandergesetzt. An der Juristischen Fakultät habe ich Vorlesungen über Rechtsphilosophie bei Winfried Brugger und Friedrich Müller besucht. Zwar habe ich an keinen Veranstaltungen beim Max-Weber-Institut für Soziologie teilgenommen, trotzdem kann man bei diesem Thema auf eine Auseinandersetzung mit den methodologischen Arbeiten von Maximilian Carl Emil Weber nicht verzichten. An diesem Institut erfolgt eine intensive Auseinandersetzung mit Webers Werk, sei es nun, dass es als „weberianisches Forschungsprogramm“ (Wolfgang Schluchter) oder „Weber-Paradigma“ (Thomas Schwinn) rekonstruiert und weiterentwickelt wird. Thomas Schwinn möchte ich dafür danken, dass er als Prüfer im Promotionsverfahren mitgewirkt hat. Weiterführend war auch die Auseinandersetzung mit der wissenschaftstheoretischen Arbeit von Gerhard Wagner, der auch per Mail kontaktiert wurde.

Bei der Publikation dieser Studie wurde ich von folgenden Personen unterstützt. Hermann Eisele hat das Lektorat besorgt. David Kusch hat mein Logo umgearbeitet. Franz Horvarth hat mich bei der Suche nach einem Verlag beraten. Maria Effinger, Daniela Jakob, Anja Konopka und Frank Krabbes von der Universitätsbibliothek Heidelberg waren bei der konkreten Umsetzung der Publikation eine verlässliche Stütze.

Die Auseinandersetzung mit philosophischen oder wissenschaftstheoretischen Fragen führte dazu, dass ich nicht selten mit dem Kopf über den Wolken umherlief. Meine Frau Heidemarie sowie unsere beiden Töchter Anita-Maria und Sonja Agnetha, die beide während meines Studiums zur Welt kamen, sorgten dafür, dass ich mit beiden Füßen auf dem Boden wandern musste. Beides, mit dem Kopf über den Wolken und mit beiden Füßen auf dem Boden, ist nicht nur eine ungewöhnliche Fortbewegung, sondern führte auch zu mancher Bauchlandung, die überwunden werden musste. Daher möchte ich mich, last but not least, bei meiner Familie sehr herzlich für ihre Geduld und Unterstützung bedanken. Darüber hinaus wurde ich daran erinnert, dass es noch ein schönes Leben auch außerhalb der Philosophie und Politikwissenschaft gibt. Mein größter Dank gilt meinen Eltern Johann Lauer und Agnetha Lauer, geborene Hihn, die mich immer vorbehaltlos mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mittel unterstützt haben. Ihnen widme ich diese Studie.


Leimen, im Herbst 2017

Johann Lauer



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Quelle: lauer.biz/methodenstreit/index.htm
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