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Tradition und Fortschritt verbinden

„Methodenstreit“ und Politikwissenschaft

Der methodologische Glaubenskrieg
am Beginn des 21. Jahrhunderts zwischen
szientistischem Establishment und phronetischen Perestroikans


 


1. Einleitung:
Methodologie und Politikwissenschaft

 

   

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Vorwort

Inhaltsverzeichnis
Schaubilder
Literaturverzeichnis

Inhalte

Einleitung
2. Kapitel
3. Kapitel

Zusammenfassung
Ausblick

 

 

1.1 Ausgangspunkte: methodologische Auseinandersetzungen
innerhalb der Politikwissenschaft einst und heute
Seitenanfang


1.1.1 Relevanz und instrumenteller Charakter der Methodologie für die Wissenschaft Seitenanfang

Die zentrale Relevanz wissenschaftlicher Methodologie ist erstens deshalb gegeben, weil allein die Methodologie den Unterschied zwischen Wissenschaft und anderen Formen der Erkenntnisermittlung begründet und legitimiert. Die Wissenschaft ist der Ort, an dem wissenschaftliches Wissen generiert wird. An diesem Ort wird mittels der Methodologie wissenschaftliches Wissen garantiert und konstituiert, damit verleiht die Wissenschaft diesem Wissen wissenschaftliche Autorität.

Die Methodologie hat in der Antike den Übergang vom Mythos zum Logos begründet, sie ermöglicht auch heute noch eine Unterscheidung zwischen Wissen und anderen Formen von Erkenntnissen, die nicht wissenschaftlich, d.h. nicht methodologisch und nicht systematisch, generiert werden.

Die Methodologie ist zugleich Werkzeug und Gegenstand der Wissenschaften. Als Werkzeug dient sie zur Generierung von Inhalten in Form von Wissen. Die Methodologie selber ist auch Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, dabei wird sie kritisch evaluiert und weiterentwickelt.

Die Methodologie steckt einfach die Grenzen des Unternehmens „Wissenschaft“ ab: Die Begriffe „Wissen“ und „Wissenschaft“ gehören zusammen. In anderen Sprachen, außer in Latein, wo das Wort „scientia“ beides, Wissenschaft und Wissen, bedeutet, ist dies nicht so offensichtlich wie im Deutschen: So gibt es im Englischen zwei Wörter dazu „science“ und „knowledge“, im Französischen „science“ und „savoir“ oder „connaissances“. Wissenschaftler generieren innerhalb von wissenschaftlichen Institutionen Wissen mit Hilfe von verschiedenen wissenschaftlichen Werkzeugen.

Die wissenschaftliche Methodologie begründet eine Demarkationslinie zwischen Wissen und anderen Formen der Erkenntnis, diese Demarkationslinie ändert sich im Übrigen gerade aufgrund der methodologischen Entwicklungen ständig und zwar werden die Grenzen des Wissens erweitert oder aber wieder enger gezogen.

Zweitens spielt die Methodologie auch in anderen Bereichen als der Wissensgenerierung in jedem Einzelfach eine besondere Rolle, etwa bei der Ausbildung und Sozialisation von Fachvertretern, bei der Einstellung in wissenschaftlichen Instituten sowie später bei der Förderung der Forschung, wie bei der Vergabe von Forschungsgeldern, der Anstellung in wissenschaftlichen Instituten oder bei der Ermöglichung von Publikationen: „What becomes clear in this context is the extent to which methods currently serve as identity markers for various fields, including as gatekeepers for doctoral students embarking on comprehensive exams and dissertation research, graduating PhDs seeking jobs, junior faculty seeking pro-motion and tenure, and all seeking research funding, opportunities to present work in conferences, and publications outlets for research. And the issues arise as well in teaching, curricular design, and textbooks contents“ (Yanow/Schwartz-Shea 2014a [2006]: 421-422). Die Methodologie führt also intern zur Entstehung von Schulen sowie von professionellen Grenzen (professional boundaries). Diese Debatten als Fetischismus abzulehnen, würde bedeuten, dass man die verschiedenen tatsächlichen oder nur behaupteten Inkommensurabilitäten zwischen unterschiedlichen wissenschaftlichen Schulen und Traditionen sowie die konstruierten, individuellen und professionellen Identitäten verdeckt.

Es können also grundsätzlich zwei verschiedene Bedeutungen voneinander abgegrenzt werden: Die endogene Bedeutung der Methodologie liegt darin, wissenschaftlich legitimiertes Wissen von anderen Formen von Erkenntnissen zu unterscheiden. Die exogene Bedeutung der Methodologie steuert die Sozialisation sowie Kooptation von neuen Mitgliedern im Wissenschaftssystem, trägt weiterhin zur Förderung der Forschung und zur Entwicklung der Gesellschaft bei.

Über die Relevanz etwa von lebensweltlichen, religiösen oder weltanschaulichen Formen der Erkenntnisgenerierung wird damit nichts ausgesagt, weder eine Auf- noch eine Abwertung sollten in der Regel damit verbunden werden. Die pejorative Abwertung als „Pseudowissenschaft“ von Erkenntnissen, die nicht nach den methodologischen Vorgaben einer Schule gemacht werden, etwa im Kritischen Rationalismus, ist weit verbreitet. Unter Pseudowissenschaft werden nicht zuletzt auch Erkenntnisse von Wissenschaftlern aus anderen Schulen subsumiert. Weiterhin kann innerhalb von methodologischen Untersuchungen weder über den Wert der Wissenschaft diskutiert werden noch können Argumente für oder gegen eine Verwissenschaftlichung der Politik untersucht werden.

In dieser Untersuchung steht vor allem der instrumentelle Charakter der Methodologie für die Generierung und Legitimation von Wissen (endogene Bedeutung) zur Diskussion. Ihre Relevanz für die Sozialisation von Forschern und die Förderung von Forschung (exogene Bedeutung) wird nicht behandelt.  


1.1.2 Grundlagen wissenschaftlicher Forschung: Axiologie, Epistemologie, Methodologie und Ontologie Seitenanfang

Epistemologie, Methodologie und Ontologie bilden die „heilige Dreifaltigkeit“ der Wissenschaft, die insbesondere innerhalb der Wissenschaftstheorie oder -philosophie behandelt werden: „‘[M]ethodology’ often appears as one member in a trio from the philosophy of science, the two others being ‘ontology’ and ‘epistemology’. These are the three musketeers of metaphysics“ (Moses/Knutsen 2012 [2007]: 4). Für die Einzelwissenschaften ist die Methodologie, darin besonders die Methodenebene (1. Schaubild), das Lieblingskind, Epistemologie, wird noch als notwendiges Übel irgendwie akzeptiert. Die Ontologie ist eindeutig das Stiefkind, das vor allem im 20. Jahrhundert von vielen (neo)positivistischen und naturalistischen Wissenschaftsphilosophen oder Szientisten in den Einzelwissenschaften gerne als obsolet abgetan wurde, seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts ändert sich dies auch in der Politikwissenschaft sehr langsam (Hay 2011 [2009]).

Jonathon W. Moses und Torbjørn L. Knutsen analysieren epistemologische, methodologische und ontologische Fragestellungen in Bezug auf deren Bedeutung für die politikwissenschaftliche Forschung und betrachten sie vor allem mit einer epistemischen Brille. So lautet der Titel ihres Buches „Ways of Knowing. Competing Methodologies in Social and Political Research“ (Moses/Knutsen 2012 [2007]), dies macht sich bei dessen Gliederung und der Erörterung im Buch deutlich bemerkbar. Moses und Knutsen versuchen beide Positionen, sie sprechen von Naturalismus versus Konstruktivismus, objektiv darzustellen, d.h., dass sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen beider Methodologien analysiert werden. Das zweite wichtige Ziel ist, methodologische Brücken (Methodological Bridge-building, Moses/Knutsen 2012 [2007]: 302) zwischen Naturalismus und Konstruktivismus zu bauen.

Axiologische Fragestellungen werden im Methodenstreit genauso unerbittlich diskutiert. Daher werden sie in einigen Methodologiebüchern völlig zu Recht an der Seite von epistemischen, methodologischen und ontologischen Fragen angeführt (Creswell 2013 [1998]: 21). Dabei geht es vor allem darum, ob es eine Trennung zwischen Sein und Sollen gibt. Szientisten bejahen dies mit Verweis auf Weber (1973c [1904] und 1973e [1919]), Interpretivisten und Perestroikans verneinen dies, ohne überhaupt geschweige denn tragfähige Begründungen anzubieten. Weiterhin wird ebenso kontrovers diskutiert, inwieweit eine Wertgeladenheit (value laden) wissenschaftlicher Forschung gegeben ist oder Werte als erkenntnisleitende Interessen (Habermas 1968c) Forschung beeinflussen oder nicht. Generell geht es bei axiologischen Fragen darum, wie man mit Wertfragen verfährt und welche Rolle praktische Fragestellungen einnehmen sollten.

Die Szientisten, die auch unter anderen Namen firmieren wie Sozialwissenschaftler (social/political scientists), Naturalisten, Positivisten oder Neo-Positivisten, konzentrieren sich vor allem auf die Methodenebene im engeren Sinn (1. Schaubild) und behandeln wissenschaftstheoretische Grundlagen eher stiefmütterlich. Diese Fragen, die in der zweiten Hälfte des 19. und ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Vordergrund standen, wurden in den Hintergrund gedrängt. In den Vordergrund traten Auseinandersetzungen auf der Methodenebene und zwar genauer zwischen den Vertretern von quantitativen und denen von qualitativen Methoden.

Die Bedeutung wissenschaftstheoretischer Fragen wird nicht nur von den phronetischen Perestroikans, sondern auch von den Interpretivisten (interpretivists) wieder hervorgehoben: „Treating methods as self-standing ‘tools’ apart from the presupposed ontological and epistemological positions that inform and shape them denigrates their significance and denies them their character“ (Yanow/Schwartz-Shea 2014a [2006]: 425, Bevir 2010 [2008], Moses/Knutsen 2012 [2007], Bevir/Rhodes 2016a, Bevir/Blakely 2016).

In dieser Arbeit liegt der Schwerpunkt auf der Methodologie und nicht auf der Methodenebene, so dass alle Fragestellungen mit einer wissenschaftstheoretischen (axiologischen, epistemischen, methodologischen und ontologischen) Brille betrachtet werden. Dies ist anhand der inhaltlichen Gliederung deutlich sichtbar: Alle Fragen werden hier auf zehn vertikalen Ebenen (1. Schaubild) sowie auf drei horizontalen Ebenen (2. Schaubild) erörtert.
 


1.1.3 Das aristotelische Organon: Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Methodologie Seitenanfang

Platon und Aristoteles können als die beiden Gründungsväter der Politikwissenschaft bezeichnet werden. Dies gilt sowohl für inhaltliche Fragestellungen des Faches als auch für die in dieser Arbeit wichtigen axiologischen, epistemischen, methodologischen und ontologischen Fragestellungen, d.h. eher formalen, wissenschaftstheoretischen Fragestellungen. Dabei genießt Aristoteles bei empirisch orientierten Politikwissenschaftlern ein höheres Ansehen. Aus methodologischer Sicht kann das aristotelische Organon als erstes Methodologiebuch betrachtet werden. Aristoteles hat in seinem Organon (Quellen: Aristoteles 1920 [4. Jahrhundert v. Chr.]. Im Internet auf „Meine Bibliothek – zeno.org“ (Permalink: http://www.zeno.org/nid/20011779470) gibt es eine andere Übersetzung, der Übersetzer wird indes nicht genannt, vgl. Aristoteles: Organon, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009145680), aber auch in vielen anderen Teilen seines Werkes (über die Verteilung von methodologischen Erörterungen innerhalb des aristotelischen Werkes siehe Höffe 2006 [1996]: 37 ff.) systematisch alle rationalen oder wissenschaftlichen Werkzeuge, mit deren Hilfe in der Antike der Sprung vom Mythos zum Logos bewerkstelligt wurde, unparteiisch, objektiv und sachlich, d.h. frei von Aufregung, Erregung und Leidenschaft, kurz ohne Zorn und Eifer, erörtert (sine ira et studio). Dabei hat er insbesondere die Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Methodologie oder Werkzeuge im weiteren Sinne (axiologische, epistemische und ontologische Voraussetzungen) sowie im engeren Sinne (Kategorien, Logik (Syllogismus), Dialektik, Rhetorik) erkundet.  


1.1.4 Ausufernde wissenschaftstheoretische Diskurse und eine unüberschaubare Vielfalt von wissenschaftlichen Werkzeugen Seitenanfang

Am Beginn des 21. Jahrhunderts gibt es eine unüberschaubare Vielfalt von wissenschaftlichen Werkzeugen (Begriffe, Sätze, Theorien, Logiken, Argumentationsweisen, Methoden und methodische Ansätze) sowie Diskursen über wissenschaftstheoretische Grundlagen und Voraussetzungen wissenschaftlicher Arbeit (etwa über Aufgaben, Grenzen, Voraussetzungen, Kriterien und Eigenschaften wissenschaftlicher Forschung) sowohl innerhalb der Wissenschaftsphilosophie (Philosophy of Science) als auch innerhalb der Sozialwissenschaften, nicht zuletzt speziell der Politikwissenschaft. Mehrere verschiedene Vorgehensweisen, aber auch Einstellungen können innerhalb der Politikwissenschaft am Anfang des 21. Jahrhundert in diesem Zusammenhang beobachtet werden:

  • A. Ignoranz gegenüber methodologischen Fragen, „just do it“-Pragmatik
  • B. methodologische Kärrnerarbeit im Normalmodus
  • C. methodologische Glaubenskriege im Revolutionsmodus
  • D. pluralistischer Habitus und reduktionistische Praktiken


A. Ignoranz gegenüber methodologischen Fragen, „just do it“-Pragmatik

Methodologische Fragen werden seit dem Entstehen der modernen Sozialwissenschaften von vielen empirischen Wissenschaftlern als notwendiges Übel, wenn nicht gar als überflüssig erachtet, eine als pragmatisch gekennzeichnete Haltung („just do it“-Pragmatik) gepaart mit einer Ignoranz gegenüber methodologischen Fragestellungen bestimmt das Handeln diesbezüglich wahrscheinlich auch bei einer überwiegenden Mehrheit der Politikwissenschaftler: „Their motto is, once again: ‘just do it’ (Barry 1970, v; Dryzek 2005)“ (Goodin 2011b [2009]: 29). Weiter heißt es: „But the vast majority of political scientists whose main concern lies elsewhere are generally nonplussed. They do obeisance to the reigning ‘big thing’ in their opening paragraphs, but then they get down to business in pretty much the same way they would have done under any alternate regime“ (Goodin 2011b [2009]: 30-31).

Wer dieser Haltung eine höhere Weihe verleihen will, kann, allerdings unbegründet, sogar einen Klassiker wie Weber zitieren: „[D]ies alles läßt den Wunsch entstehen, es möge die heutige Mode, daß jede Anfängerarbeit mit erkenntnistheoretischen Untersuchungen geziert werden muß, recht bald wieder aussterben“ (Weber 1973b [1903-1906]: 127). Diese Bemerkung bezog sich in einer Fußnote auf die Arbeiten von Dr. Biermann. Weber ist ein Klassiker der Sozialwissenschaften nicht zuletzt deshalb, weil er erstens bleibende Beiträge zur Methodologie der Sozialwissenschaften lieferte und zweitens in seinen empirischen Arbeiten die methodologischen Vorgaben auch umsetzte, daher sollte man diese kritischen Bemerkungen nicht überbewerten und den Kontext ihrer Entstehung und Verwendung genau beachten.

B. Methodologische Kärrnerarbeit im Normalmodus innerhalb von verschiedenen methodologischen Traditionen und Schulen

Methodologische Kärrnerarbeit wird vor allem innerhalb von verschiedenen methodologischen Traditionen oder Schulen innerhalb dieser Traditionen betrieben, ohne diese Arbeit wäre der enorme methodologische Fortschritt des letzten Jahrhunderts nicht möglich gewesen. Die platonisch-galileische Tradition, die einen methodologischen Reduktionismus pflegt und sehr homogen ist, wird in der Regel zuerst vorgestellt. Danach folgt die aristotelische Tradition, die einen methodologischen Pluralismus vertritt und sehr heterogen ist. Hieraus wird nur auf eine Schule, die Perestroikans, ausführlich eingegangen. Die Unterscheidung in platonisch-galileische versus aristotelische Tradition oder anders ausgedrückt methodologischer Reduktionismus versus methodologischer Pluralismus knüpft an die Arbeiten von Georg Henrik von Wright (1974 [1971]) an und wurde von mir anderswo weiterentwickelt (Lauer 2013).

„The Oxford Handbook of Political Methodology“ (Box-Steffensmeier/Brady/Collier, 2010a [2008], im Folgenden immer nur als „Political Methodology“ zitiert) bietet zurzeit den herausragendsten Überblick über die naturalistische, positivistische oder szientistische Methodologie des Faches, die sich an den Naturwissenschaften orientiert, als Teil der Sozialwissenschaften (social sciences) versteht und vor allem mit Experimenten, logisch-mathematischen Argumentationsweisen, quantitativen und qualitativ-mathematischen (qualitativ-positivistischen) Methoden sowie mit Modellen (insbesondere Rationalwahlmodellen) arbeitet.

Die Kritik an dieser szientistischen, platonisch-galileischen Tradition kam schon seit dem 19. Jahrhundert von den Wissenschaftlern, die sich an den Geistes- und Kulturwissenschaften (Humanities, human sciences) anlehnen, sprachliche, hermeneutische, (post)strukturalistische oder interpretative Argumentationsweisen sowie qualitativ-interpretative Methoden und methodische Ansätze bevorzugten (Dilthey 1922 [1883], Rothacker 1926, Rickert 1910 [1896], Windelband 1900 [1894], Gadamer 2010 [1960], Garfinkel (1967), Glaser/Strauss 1967, Foucault 1971 [1966] und 1995 [1969], Geertz 1983 [1973]), Giddens (1984 [1976]), Bodammer 1987, Denzin/Lincoln 1994, Creswell 2013 [1998], Flick/von Kardorff/Steinke 2015 [2000], Blatter/Janning/Wagemann 2007, Yanow/Schwartz-Shea 2014 [2006], Bevir/Rhodes 2016a).

Gegen die naturalistische Methodologie der Szientisten begehrt nun am Beginn des 21. Jahrhunderts noch eine neue methodologische Schule innerhalb der aristotelischen Tradition auf. Diese Schule versteht sich als phronetische Politik- oder Sozialwissenschaft (phronetic political/social science, Flyvbjerg 2001 und 2006, Schram/Caterino 2006) oder als echte, reale Sozialwissenschaft (real social science, Flyvbjerg/ Landman/Schram 2012a). Die phronetischen Wissenschaftler übernehmen Argumente und beziehen sich zwar auf die aristotelische Tradition, sehen sich, was ihre humanistischen Wertvorstellungen betrifft, aber als Teil der Perestroika-Bewegung und plädieren für eine eigenständige, echte, reale Sozialwissenschaft. Einen ersten Überblick über die Vielfalt der Perestroika-Bewegung ermöglicht der Band „Perestroika! The Raucous Rebellion in Political Science“ (Monroe 2005). Eine Evaluation wurde auch schon in diesem Band vorgenommen, 2015 folgte in der Zeitschrift Perspectives on Politics eine weitere Evaluation (Gunnel 2015a und 2015b, Farr 2015, Laitin 2015, Monroe 2015 und Schram 2015).

Es muss hervorgehoben werden, dass die Kärrnerarbeit sich fast ausschließlich innerhalb der beiden Traditionen vollzieht. Die Vertreter dieser beiden Traditionen stehen in der Regel in keiner konstruktiven Auseinandersetzung mit Vertretern der anderen Tradition, sondern führen mit ihnen einen unproduktiven, wissenschafts-theoretischen Glaubenskrieg.

C. Methodologischer Glaubenskrieg im Revolutionsmodus. Die Kontrahenten im „Methodenstreit“ innerhalb der Politikwissenschaft am Anfang des 21. Jahrhunderts: szientistische Politikwissenschaftler versus phronetische Perestroikans

Methodologische Auseinandersetzungen innerhalb der Politikwissenschaft können bedenkliche Züge annehmen, so diagnostiziert Klaus Gustav Heinrich von Beyme einen „Glaubenskrieg mit manichäischen Zügen der Frontverhärtung“ (von Beyme 2000 [1972]: 142). Dabei bezog er sich auf die methodologischen Auseinandersetzungen während der sogenannten „behavioral revolution“ in den 50er und 60er Jahren sowie der „rational choice revolution“ seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Glaubenskriege mit manichäischen Zügen sind auch am Anfang des 21. Jahrhunderts leider nicht verschwunden. Genauso äußert sich Robert Edward Goodin, ein Repräsentant des szientistischen Establishments. In seinem „State of the Discipline, the Discipline of the State“ hält auch er fest, dass Auseinandersetzungen innerhalb der Politikwissenschaft oft eine manichäische Form annehmen: „Manichean, Good versus Evil form“ (Goodin 2011b [2009]: 10). Dies gilt leider auch für die Auseinandersetzungen über die adäquate Methodologie.

Die Szientisten (3. Schaubild) sprechen in der Regel ihren Kontrahenten die Wissenschaftlichkeit schlicht ab: „Amerikanische Wissenschaftler haben aber vielfach alle konkurrierenden Ansätze [gemeint sind hier alle Ansätze außer dem Rational-Choice-Ansatz] auf den Status eines inferioren Journalismus herabgedrückt“ (von Beyme 2000 [1972]: 148). In diese Richtung gehen von den disziplinierten Politikwissenschaftlern (disciplined political scientists) auch andere, subtilere Herabwürdigungen, die Kollegen werden nicht als Wissenschaftler, sondern nur als Theoretiker angesehen. Weiterhin werden diese dazu noch als fröhlich und undiszipliniert bezeichneten Theoretiker nicht innerhalb der wissenschaftlichen Abteilungen des sozialwissenschaftlich orientierten Faches, sondern in die Geistes- und Kulturwissenschaften (Humanities) eingeordnet: „Political theory is an interdisciplinary endeavour whose centre of gravity lies at the humanities end of the happily still undisciplined discipline of political science“ (Dryzek/Honig/Philips 2009: 62, siehe ebenda political scientist versus political theorist S. 63).

Die Ablehnung und Abwertung anderer axiologischer, epistemischer und ontologischer Grundannahmen sowie methodologischer Vorgehensweisen ist die eine Strategie der Szientisten in diesem Glaubenskampf. Damit einher geht zweitens auch eine Ablehnung oder wenigsten Abwertung von sprachlich-hermeneutischen oder sprachlich-interpretativen Argumentationsweisen, Methoden und methodischen Ansätzen.

„Die Politikwissenschaft ist die einzige Sozialwissenschaft, in der die Geschichte vergangener Theorien eine besondere Rolle spielt. ‚Dogmengeschichte‘ in der Ökonomie wurde dagegen zum Nebenfach für ‚Märchenklausuren‘ – neben dem harten Geschäft der quantifizierenden Ökonomie“ (von Beyme 2002: 14). Diese Unterteilung dürfte auch für die Ökonomie überzeichnet sein, sie trifft aber im Kern eine Teilung des Faches, das es so auch innerhalb der Politikwissenschaft insbesondere in den USA seit der Entstehung der Politikwissenschaft gibt und auch heute noch Bestand hat. Während auch die Wirtschaftsgeschichte eher in den historischen Departements betrieben wird, versuchen szientistische Politikwissenschaftler auch die Ideengeschichte, Politische Philosophie und generell alle „Theoretiker“, die „nur“ mit sprachlich-interpretativen Argumentationsweisen und qualitativ-interpretativen Methoden arbeiten, in die Humanities abzuschieben und den Status eines Wissenschaftlers nur für die zu beanspruchen, die nach Kausalitäten suchen oder welche identifizieren wollen.

Die Gegner der Szientisten (die Geistes- und Kulturwissenschaftler, Konstruktivisten, Anti-Positivisten, Hermeneutiker, Interpretivisten, Strukturalisten oder Post-Strukturalisten, phronetische Perestroikans, human scientists, 4. Schaubild) reagieren ihrerseits mit überzogenen und teilweise unberechtigten Kritiken. Während die Szientisten die Gegner oft nicht ernst nehmen oder gleich ganz ignorieren, beginnen die Interpretivisten immer damit einen naturalistischen oder positivistischen Pappkameraden aufzubauen, der dann leicht widerlegt werden kann. Sie lehnen nicht nur die positivistischen und naturalistischen Grundannahmen für die Erkundung der politischen und sozialen Welt ab, sondern ebenso werden die logisch-mathematischen Werkzeuge als ungeeignet bezeichnet. Dies sind im Wesentlichen die wichtigsten Argumente, aus denen die Forderung nach einer Wende in den Human- und Sozialwissenschaften abgeleitet sowie die Notwendigkeit einer post-positiven Politikwissenschaft postuliert wird.

Weiterhin weisen sie vor allem auf die angeblich fehlende öffentliche Relevanz (Flyvbjerg, 2001), sterile Methodenorientierung (Green/Shapiro 1999 [1994]) oder weltfremde Selbstbezogenheit in Form eines methodischen Scholastizismus (Mead 2010) des Faches hin. Da ist es nicht verwunderlich, dass Bent Flyvbjerg, einer der Repräsentanten der Perestroika-Bewegung (Flyvbjerg 2006: 56), von einem Wissenschaftskrieg („science war“, Flyvbjerg 2001: 1) spricht.

Die Frontbildung, die zu einem Glaubenskrieg ausgeartet ist, hat sich seit dem 19. Jahrhundert aufgrund der Orientierung einiger Wissenschaftler innerhalb der Sozialwissenschaften an den Naturwissenschaften sowie der Abwehr anderer gegenüber solchen Bestrebungen ergeben.

Das Kuhn-Narrativ, d.h. die Benutzung der Wissenschaftsphilosophie von Thomas Samuel Kuhn (1976 [1962]) zur Erklärung des Fortschritts innerhalb der Wissenschaften, wirkt sich wie ein Brandbeschleuniger aus, da es von beiden Seiten dahingehend benutzt wird, nicht nur die eigene Überlegenheit gegenüber dem Kontrahenten zu beweisen, sondern auch den Kontrahenten als von gestern darzustellen. Damit wird eine sinnvolle Auseinandersetzung zwischen Wissenschaftlern mit unterschiedlichen wissenschaftstheoretischen Grundannahmen von vornherein unmöglich gemacht.

Es ist schon erstaunlich, dass Wissenschaftler, die, sofern sie als „normale“ Wissenschaftler agieren, vorbildlich die endogenen Werte der Wissenschaftsgemeinschaft (scientific community, communis opinio doctorum) sowie die dafür nötigen Werkzeuge anwenden, sich in Glaubenskrieger verwandeln, wenn sie als revolutionäre Bannerträger agieren, die nur ein Ziel kennen – alle methodologischen Gegner mit allen verfügbaren Mitteln zu erledigen. Dabei kann meiner Meinung nach im Revolutionsmodus auch eine Geld- oder Machtorientierung (power- and money-driveness) identifiziert werden, d.h., dass es um materielle Ressourcen geht, um Anerkennung, Publikationsmöglichkeiten, Karrieremöglichkeiten etc. Dies ist nicht zuletzt deshalb der Fall, weil heute die existentielle, sozioökonomische Lage der überwältigenden Mehrheit der Politikwissenschaftler seit entstehen der Politikwissenschaft in den USA sehr prekär ist. Weber sprach schon Anfang des 20. Jahrhundert davon, dass die Lage vieler Gelehrter und Wissenschaftler in Deutschland genau wie in den USA „ähnlich prekär wie jede ‚proletaroide‘ Existenz“ sei (Weber 1973e [1919]: 584 [526]). Aristoteles demgegenüber hatte persönlich mit solch existenziellen oder wirtschaftlichen Problemen nicht zu kämpfen.

„Würde man die Sozialwissenschaft nicht als Wettkampf zwischen konkurrierenden Ansätzen betrachten, in dem nur einer gewinnen kann, sondern als gemeinsames Unternehmen, bei dem verschiedene Erklärungen sich gegenseitig bedingen und voranbringen, dann könnte die Lagermentalität, die zu einer methodologisch defizitären Forschung führt, vielleicht in Schach gehalten werden“ (Green/Shapiro 1999 [1994]: 239). Dieser Aufruf aus dem letzten Jahrhundert ist bisher leider ein frommer Wunsch geblieben, wie der Glaubenskrieg am Beginn des 21. Jahrhunderts zwischen den Szientisten (King/Keohane/Verba 1994, Brady/Collier 2010 [2004], Box-Steffensmeier/Brady/Collier, 2010a [2008]) auf der einen sowie den phronetischen Perestroikans (Flyvbjerg 2001, Schram/Caterino 2006, Flyvbjerg/Landman/Schram 2012a), den Interpretivisten (Rosenthal 2014 [2005], Kleemann/Krähnke/Matuschek 2009, Yanow/Schwartz-Shea 2014 [2006], Bevir/Rhodes 2016a, Münch 2016) oder qualitativen Forschern (Denzin/Lincoln 1994, Creswell 2013 [1998], Flick/von Kardorff/Steinke 2015 [2000], Blatter/Janning/Wagemann 2007) auf der anderen Seite beweist.

Aufgrund dieser Auseinandersetzungen im Revolutionsmodus kommt es zu mannigfachen Missverständnissen, die ein Aneinandervorbeireden geradezu notwendig bedingen. Da die ersten methodologischen Streitigkeiten im 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum stattfanden, wird nicht nur darauf Bezug genommen, sondern das Wort „Methodenstreit“ hat auch Eingang in die englische Sprache gefunden und wird heute noch in recht eigenwilliger Umwandlung, kleingeschrieben dazu grammatikalisch falsch, verwendet: „[H]arking back to the methodenstreiten“ (Hawkesworth 2006: 152). Auch andere angelsächsische Autoren gebrauchen das deutsche Wort (Caterino/Schram 2006: 11).

D. Pluralistischer Habitus und reduktionistische Praktiken

Pluralismus ist ein Wert, den heute kaum ein Politikwissenschaftler in Frage stellt, auch wenn man, wie die szientistischen und phronetischen Reduktionisten, genau das Gegenteil praktiziert. Kurz gesagt: Die Kontrahenten dieses methodologischen Glaubens- oder Wissenschaftskrieges legen ständig einen pluralistischen Habitus an den Tag, auch wenn sie täglich eine reduktionistische Agenda verfolgen oder umsetzen.

Der Hang zur „Lagermentalität“ (Green/Shapiro 1999 [1994]: 239) wird über die Lagergrenzen hinaus abgelehnt. Man bedauert immer wieder, wenn in einem Entweder-oder-Modus debattiert wird. Dies gilt nicht nur für die beiden großen Auseinandersetzungen, die die Neomarxisten (Caucus for a new Political Science) in den 60er und 70er Jahren sowie die Perestroikans am Beginn des 21. Jahrhunderts begonnen haben, sondern auch für sehr viele andere Debatten: „[T]here is a remarkable penchant for representing the options in ‘either-or’ fashion. Behavioralist or traditionalist, structure or agency, ideas or interests, realist or idealist, rationalist or interpretivist: you simply have to choose, so we are constantly told. On all those dimensions and many others as well, the only proper response is to refuse to choose. Respond insistently, ‘Both!’“ (Goodin 2011b [2009]: 10). Goodin konzediert auch den Perestroikans, dass sie auch eine pluralistische Ideologie propagieren: „This is also the official ideology, if not always practice, of the Perestroika movement“ (Goodin 2011b [2009]: 10, Fußnote 19 mit Verweis auf Schram 2003: 837).

Diesem pluralistischen Anspruch wird aber die elfbändige Reihe „The Oxford Handbook of Political Science“ (Goodin 2011a [2009]) nicht immer gerecht, die Goodin als Generalherausgeber (general editor) betreute. Insbesondere in dem Band „Political Methodology“ (Box-Steffensmeier/Brady/Collier, 2010a [2008]), der für diese Untersuchung die höchste Relevanz hat, wird ein methodologischer Reduktionismus dadurch praktiziert, dass nur die logisch-mathematische Methodologie ausführlich vorgestellt wird. Die sprachlich-interpretative Methodologie zur Deutung von Sinnzusammenhängen wird ignoriert, so als ob es sie nicht gäbe. Eingang fanden in diesen Band, der einen Überblick über die gesamte politikwissenschaftliche Methodologie zum Ziel hat, nur Methodologien, die für das Kausaldenken wichtig sind. Dabei werden zwar qualitativ-mathematische Methoden erläutert, aber keine qualitativ-interpretativen Methoden, obwohl es seit Jahrzehnten eine Fülle von solchen Methoden gibt und diese auch genutzt werden (Denzin/Lincoln 1994, Flick/von Kardorff/Steinke 2015 [2000], Blatter/Janning/Wagemann 2007, Creswell 2013 [1998], Yanow/Schwartz-Shea 2014 [2006], Bevir/Rhodes 2016a).

Auch Bent Flyvbjerg (2001) begründet sein Plädoyer für eine phronetische, reale Sozialwissenschaft nicht zuletzt dadurch, dass er vor allem auf den prinzipiellen Unterschied zwischen Natur- und Sozialwissenschaften hinweist. Weiterhin wird er nicht müde, die praktische Bedeutungslosigkeit oder Irrelevanz von quantitativer Methodologie zu betonen, die Grenzen deduktiver Argumentationsweisen aufzudecken sowie die Überlegenheit von induktiven Argumentationsweisen hervorzuheben.

Am Ende des ersten Teiles stellt er dann plötzlich fest: „To amputate one side in these pairs of phenomena into a dualistic ‘either-or’ is to amputate our understanding. Rather than the ‘either-or’, we should develop a non-dualistic and pluralistic ‘both-and’. Hence, we should not criticize rules, logic, signs, and rationality in themselves. We should criticize only the dominance of these phenomena to the exclusion of others in modern society and in social science. Conversely, it would be equally problematic if rules, logic, signs, and rationality where marginalized by the concrete, by difference, and by the particular. This later problem, however, is presently far less pressing than the former“ (Flyvbjerg 2001: 49). Da fragt man sich verdutzt, warum dann das Plädoyer für eine phronetische Revolution, die ja erst eine echte, reale Sozialwissenschaft (real social science) ermöglichen soll. Ergänzende Überlegungen hätten es doch auch getan.


1.2 Fragestellungen Seitenanfang

In dieser Arbeit sollen drei umfangreiche Fragestellungen bearbeitet werden:

1.2.1 Der „Methodenstreit“ oder der methodologische Glaubenskrieg innerhalb der Politikwissenschaft

  • A. Welches sind die Kontrahenten im methodologischen Glaubenskrieg?
  • B. Welche unterschiedlichen axiologischen, epistemischen, methodologischen oder ontologischen Voraussetzungen oder Vorgehensweisen bevorzugen die Kontrahenten?
  • C. Welches sind die wichtigsten Begrifflichkeiten und Streitpunkte im „Methodenstreit“ am Beginn des 21. Jahrhunderts?
  • D. Welche Defizite und Missverständnisse bestimmen die Debatte?
  • E. Welche Begriffe und Vorgehensweisen sind geeignet, die Entwicklung der Methodologie am besten zu rekonstruieren?
1.2.2 Überwindung des methodologischen Glaubenskrieges
  • A. Wie kann der methodologische Glaubenskrieg überwunden werden?
  • B. Welche Auswirkungen haben Axiologie, Epistemologie und Ontologie auf die Methodologie?
  • C. Welche wissenschaftstheoretischen (axiologischen, epistemischen und ontologischen) Voraussetzungen können teilweise als implizite Annahmen innerhalb der Methodologie identifiziert werden?
  • D. Wie sieht eine wissenschaftstheoretische Differenzierung auf zehn vertikalen und drei horizontalen Ebenen aus?
  • E. Können strukturelle Unterschiede zwischen empirisch-interpretativen (deskriptiven), empirisch-szientistischen (explanativen und prognostischen) und praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Methodologien auf verschiedenen Ebenen nachgewiesen werden?
  • F. Besteht eine Komplementarität zwischen empirisch-interpretativen (deskriptiven), empirisch-szientistischen (explanativen und prognostischen) und praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Methodologien? Oder anders ausgedrückt:
  • G. Sind interpretative, szientistische und praktische Methodologien konträr oder komplementär zueinander?
1.2.3 Schwerpunkt: Forschungsstand Wertfragen innerhalb der Wissenschaft sowie praktische Methodologie
  • A. Welches sind die wichtigsten axiologischen Differenzen oder praktischen Auseinandersetzungen über Wertfragen innerhalb der Politikwissenschaft?
  • B. Welches sind die Möglichkeiten und Grenzen der von Szientisten und Phronetikern vertretenen praktischen Methodologien, der normativen Rationalwahltheorie (normative rational choice theory) sowie der angewandten Klugheit (applied phronesis)?
  • C. Kann eine genuin praktische (normative, pragmatische und technische) Methodologie eine angewandte Methodologie (normativer Rationalwahlansatz) und eine problemorientierte Methodologie (angewandte Klugheit) umfassen?
  • D. Kann eine genuin praktische (normative, pragmatische und technische) Methodologie die Grundlagen für eine praktische Politikwissenschaft als Teil einer „praktische[n] Sozialwissenschaft“ (Weber 1973c [1904]: 153) begründen?

1.3 Ziele Seitenanfang

Folgende Ziele werden in dieser Abhandlung verfolgt:

  • 1.3.1 „Methodenstreit“ oder methodologischer Glaubenskrieg innerhalb der Politikwissenschaft: Erstens soll der „Methodenstreit“ dargestellt werden. Dabei werden die Kontrahenten des methodologischen Glaubenskrieges und der dabei zum Einsatz kommende Kuhn-Narrativ und dessen Begrifflichkeiten erörtert sowie die auftretenden Defizite, Missverständnisse und Streitpunkte mit Hilfe einer Ad-fontes-Rekonstruktion anhand von originalen Quellen aufgezeigt. Weiterhin soll eine geeignetere Begrifflichkeit vorgestellt werden, mit deren Hilfe man die Entwicklung der politischen Methodologie besser rekonstruieren kann.
  • 1.3.2 Überwindung des methodologischen Glaubenskrieges: Zweitens wird gezeigt, dass es aufgrund der Komplexität der Thematik notwendig und sinnvoll ist, die entscheidenden wissenschaftstheoretischen (axiologischen, epistemischen, methodologischen oder ontologischen) Fragen idealtypisch auf zehn vertikalen und drei horizontalen Ebenen zu erläutern. Erst durch eine Steigerung der Komplexität kann der kontraproduktive Streit in eine konstruktive Auseinandersetzung über Grenzen und Möglichkeiten politikwissenschaftlicher Methodologie erfolgen. Dabei sollen erstens die strukturellen Differenzen von empirisch-interpretativen (deskriptiven), empirisch-szientistischen (explanativen und prognostischen) sowie praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Methodologien nachgewiesen werden. Danach wird deren Komplementarität begründet. Aufgrund dieser Komplementarität ist eine gegenseitige Anerkennung statt ein Glaubenskrieg und damit eine konstruktive Auseinandersetzung möglich.
  • 1.3.3 Schwerpunkt: Forschungsstand Wertfragen innerhalb der Wissenschaft sowie praktische Methodologie: Drittens möchte ich an den Stand des methodologischen Wissens innerhalb der Politikwissenschaft mit den eigenen methodologischen Überlegungen (Lauer 2013 und 1997) anknüpfen, dabei vor allem die methodologischen Defizite der derzeitigen praktischen Methodologie und zwar des normativen Rationalwahltheorie (normative rational choice theory) sowie der angewandten Klugheit (applied phronesis) aufzeigen. Weiterhin soll die Notwendigkeit einer genuin praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Methodologie dargestellt werden, da sich diese auf zehn methodologischen Ebenen prinzipiell von einer empirischen (deskriptiven, explanativen und prognostischen) Methodologie unterscheidet. Solch eine praktische Methodologie kann die Grundlagen für eine praktische Politikwissenschaft als Teil einer „praktische[n] Sozialwissenschaft“ (Weber 1973c [1904]: 153) begründen. Weiterhin sollen wichtige axiologische Fragen etwa nach dem Einfluss von Wertfragen auf wissenschaftliche Ergebnisse oder die Beziehung zwischen Politik und Wissenschaft erörtert werden.

1.3.1 „Methodenstreit“: Begrifflichkeiten, Defizite, Kontrahenten, Missverständnisse und Streitpunkte im methodologischen Glaubenskrieg, das szientistische und das phronetische Kuhn-Narrativ Seitenanfang

Im Zentrum der Arbeit steht der wissenschaftstheoretische (axiologische, epistemische, methodologische und ontologische) Glaubenskrieg (science war) oder der „Methodenstreit“ innerhalb der Politikwissenschaft am Beginn des 21. Jahrhunderts zwischen dem szientistischen Establishment und den phronetischen Perestroikans. Der Schwerpunkt auf der Methodologie rechtfertigt nicht axiologische, epistemische und ontologische Fragen auszuschließen, im Gegenteil, ohne eine Erörterung dieser Fragen kann man den Wissenschaftskrieg nicht adäquat erörtern, weil solche Fragen die methodologische Vorgehensweise entscheidend beeinflussen. Dieser seit dem 19. Jahrhundert bestehende Glaubenskrieg führt dazu, dass die Kontrahenten vor allem deshalb aneinander vorbeireden, weil sie die Positionen der Gegenseite teilweise vor allem ignorieren (Szientisten) oder wie die Interpretivisten die ständigen methodologischen Entwicklungen nur unzureichend wahrnehmen, daher einen Pappkameraden vorstellen und diesen nebenbei erledigen. Die Ad-fontes-Rekonstruktion wurde seit dem 16. Jahrhundert von Desiderius Erasmus von Rotterdam (1466-1536), Philipp Melanchthon (1497-1560) und Martin Luther (1483-1546) als geisteswissenschaftliche Tradition etabliert. Dabei geht es darum, wissenschaftliche Narrative mit Hilfe von originalen Quellen zu legitimieren. Diese in den Geistes- und Kulturwissenschaften seither fest etablierte Tradition wird paradoxerweise von Wissenschaftlern ignoriert, die die sprachlich-interpretative gegenüber der logisch-mathematischen Methodologie bevorzugen. Ziel dieser Abhandlung ist, die Positionen der Szientisten anhand von szientistischen Handbüchern und deren Klassikern zu rekonstruieren.

Beide Seiten bedienen sich der Wissenschaftsphilosophie von Thomas Samuel Kuhn (1976 [1962]), so dass ich von einem Kuhn-Narrativ spreche und zwar in zwei Versionen: einem szientistischen und einem phronetischen Kuhn-Narrativ. Mit dem Kuhn-Narrativ kann die bisherige methodologische Entwicklung nicht angemessen erläutert werden. Mehr noch: Dieses Narrativ ist kontraproduktiv, da es wie ein Brandbeschleuniger wirkt und entscheidend zu den vielen Missverständnissen in der Auseinandersetzung beiträgt. Es soll gezeigt werden, dass die Arbeiten von Georg Henrik von Wright (1974 [1971]) und Imre Lakatos (1982 [1978]) besser geeignet sind, die Entwicklung der wissenschaftlichen Methodologie seit dem Entstehen der Wissenschaft darzustellen.


1.3.2 Überwindung des „Methodenstreits“: axiologische, epistemische, methodologische und ontologische Aspekte des methodologischen Glaubenskrieges auf zehn vertikalen und drei horizontalen Ebenen Seitenanfang

A. Partizipative Wissenschaftsphilosophie

„Die *Philosophie ist wie ein Lahmer, der ohne seine Stützen, die *Wissenschaften, nichts bewegen kann. Und die *Wissenschaften sind wie Arbeiter im Dunkeln, wenn sie nicht das Licht der *Philosophie benutzen, um die Wege zu sehen, die sie mit dem Leben verbinden“ (Lorenzen 1974: 130). Auch wenn Lorenzen übertreibt, wird die Bedeutung von philosophischen oder wissenschaftstheoretischen, in der Regel formalen Analysen bei weitem unterschätzt, während inhaltliche Beiträge von Philosophen in der Regel überschätzt werden. Dies gilt analog auch innerhalb der Wissenschaften.

Lorenzen überschätzt erstens die Möglichkeiten der Philosophie, zweitens betreibt er in der Regel eine Wissenschaftsphilosophie im Philosophie-von-Modus und nicht in einer Philosophie-mit-Modus. „In diesem Modus [Philosophie-von-Modus] bleiben Philosophen mit ihrer Arbeit weitgehend außerhalb der Einzelwissenschaften. Dem stellt Hansson die ‚Philosophie mit …’ gegenüber, womit er einen Modus des Philosophierens in enger Zusammenarbeit mit Fachwissenschaftlern aus einer Einzelwissenschaft meint. In diesem Modus betreiben Wissenschaftsphilosophen ihr Fach nicht als Außenstehende, als Beobachter der Einzelwissenschaften, sondern sind selbst aktive Teilnehmer im Theorieentwicklungsprozess der Einzelwissenschaften. In dieser Perspektive ist das Ziel der Wissenschaftsphilosophie nicht nur zu verstehen, was Wissenschaft ist und nach Möglichkeit den Wissenschaftsbetrieb methodologisch zu verbessern. Vielmehr soll auch ein inhaltlicher Beitrag zu den einzelwissenschaftlichen Fragestellungen geliefert werden“ (Reydon/Hoyningen-Huene 2011: 136, siehe Hansson 2008: 472-483). Diese Überlegungen werden unter dem Untertitel „Partizipative Wissenschaftsphilosophie“ von Thomas A.C. Reydon und Paul Hoyningen-Huene präsentiert.

Die zweite Position, Philosophie-mit-Modus, wird so zusammengefasst: „Andere Autoren haben ein ambitionierteres Ziel: Ihrer Meinung nach sollte die Wissenschaftsphilosophie ebenfalls anstreben, wissenschaftliches Wissen zu produzieren. Die Wissenschaftsphilosophie wird hier zu einem interdisziplinären Unternehmen und der Wissenschaftsphilosoph zu einem Forscher, der selbst am Wissensproduktionsprozess der Einzelwissenschaften teilnimmt und diesen Prozess in den Bereichen weiter fortsetzt, wo die Einzelwissenschaften selbst nicht auftreten“ (Reydon/Hoyningen-Huene 2011: 136, siehe auch 140-141).

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Philosophie und Einzelwissenschaft fordert auch Mario Bunge: „Now a philosophy of x [x steht für jede beliebige Einzelwissenschaft] should match x rather than be at variance with x, for only then will it be able to (a) give an adequate (true) description of x, (b) suggest fruitful avenues for the conduct of inquiry in x, and (c) participate competently and effectively in philosophical controversies in or about x. We call these the conditions of adequacy and fertility […]. But what does ‘match’ mean in this context? Loosely speaking, a philosophy Px of x matches x if Px shares the ‘spirit’ or ‘attitude’ of x, deals with philosophical issues raised be the actual practice of x, and makes use of scientific findings to construct and check its own hypotheses“ (Bunge 1996: 10).

Logischer Positivismus und Erlanger Konstruktivismus können als wissenschaftstheoretische Schulen angesehen werden, die im Philosophie-von-Modus arbeiten. Die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftsphilosophen des 20. Jahrhundert hat hingegen ihre Überlegungen immer am Beispiel einer Einzelwissenschaft erläutert, dabei dominiert die Physik (Popper 2005 [1934], Kuhn 1976 [1962], Feyerabend 1986 [1975], Lakatos 1982 [1978]). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte eine Hinwendung zur Biologie (Salmon 1989, Vollmer 2002 [1975]), zur Medizin (Wieland 1986), einige am Beispiel der Sozialwissenschaften (Topitsch 1967, Adorno 1976 [1969], Acham 1983, Bodammer 1987, Salmon 1992, Braun/Saam 2015) sowie mittlerweile auch am Beispiel der Technikwissenschaften (Poser 2008a, Kornwachs 2012). Im Folgenden werde ich kurz darstellen, wie ich eine partizipative Wissenschaftsmethodologie am Beispiel der Politikwissenschaften verstehe, betrieben habe und auch weiterhin betreiben möchte.

B. Partizipative Wissenschaftsmethodologie am Beispiel der Politikwissenschaft

Meine Kritik am Mainstream der Wissenschaften, insbesondere der Politikwissenschaft, gemeint sind sowohl die Szientisten als auch die Interpretivisten, ist dadurch entstanden, dass ein praktischer (normativer, pragmatischer und technischer) Diskurs, der derzeitigen logisch-analytischen Argumentationsstandards genügt, weder mit einer szientistischen noch mit einer interpretativen Methodologie möglich ist, weil dazu eine praktische (normative, pragmatische und technische) und keine reduktionistische Methodologie notwendig ist. Insbesondere am Beispiel der Europäischen Union und der sozialen Sicherheit wurden wissenschaftliche Werkzeuge (Begriffe und methodische Ansätze) getreu meinem Motto „Tradition und Fortschritt verbinden“ erläutert, expliziert, präzisiert, rekonstruiert, neu entwickelt oder weiterentwickelt. Damit wird Wissenschaftstheorie als partizipative Wissenschaftsmethodologie am Beispiel konkreter Fragestellungen innerhalb der Politikwissenschaft betrieben (Lauer 1993 und 1998).

Methodologische Fragestellungen können meiner Meinung nach nur innerhalb einer partizipativen Wissenschaftsmethodologie adäquat betrieben werden. Dies bedingt, dass man sich erstens mit philosophischen oder wissenschaftstheoretischen Fragestellungen auseinandersetzt (Lauer 2013); zweitens den konkreten axiologischen, begrifflichen, epistemischen, methodologischen und ontologischen Überlegungen innerhalb eines Faches nachgeht, ich tue dies am Beispiel der Politikwissenschaft (Lauer 1997); drittens an konkreten, paradigmatischen Beispielen die erarbeitete Methodologie anwendet, ich habe dies am ausführlichsten am Beispiel der sozialen Sicherheit ausgearbeitet (Lauer 1998).

C. Die Notwendigkeit axiologische, epistemische, methodologische und ontologische Fragestellungen idealtypisch auf zehn vertikalen und drei horizontalen Ebenen zu behandeln

„Es wird versucht, die Abstraktionsebenen stärker zu sondern, als dies in den meisten amerikanischen Darstellungen der Fall ist, bei denen Argumente der meta-theoretischen, theoretischen, methodologischen und forschungstechnischen Ebene häufig unvermittelt nebeneinander stehen. Es sei nicht verschwiegen, daß dieser Versuch gelegentlich auch etwas Künstliches an sich hat“ (von Beyme 2000 [1972]: 7). In Anlehnung an die Vorgehensweise von Klaus Gustav Heinrich von Beyme soll hier versucht werden, die unterschiedlichen methodologischen Ebenen wissenschaftlicher Diskurse voneinander zu trennen. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Komplexität und Vielfalt wissenschaftlicher Diskurse und deren Methodologie aufzuzeigen, insbesondere indem die impliziten Annahmen und Voraussetzungen kenntlich gemacht werden, die sich vor allem in der Wahl der wissenschaftlichen Werkzeuge sowie auch in den vorausgesetzten wissenschaftstheoretischen Grundlagen (axiologischen, epistemologischen, methodologischen und ontologischen Grundüberzeugungen) zeigen. Die Unterscheidung in verschiedene wissenschaftstheoretische Ebenen hat sicherlich etwas Künstliches an sich und kann auch nur idealtypisch vorgenommen werden. Trotzdem wird sie in der Hoffnung gemacht, dass sie nicht nur von didaktischem Interesse ist, sondern sowohl für wissenschaftliche Analysen als auch für die Evaluation von wissenschaftlichen Ergebnissen zentral ist. Die Unterscheidung in zehn vertikale und drei horizontale Ebenen bildet sozusagen die gedankliche Übersicht, eine Orientierung oder eine Topographie über die wissenschaftliche Methodologie (logische Geographie, Ryle 2009 [1949], Orientierung im Denken oder Topographie der Vernunft, Kant 1977 [1786]). Die zehn vertikalen Ebenen bilden auch die Gliederung, nach der fast alle folgenden Kapitel und Schaubilder aufgebaut sind. In dieser Arbeit werden alle zehn Ebenen wissenschaftlicher Diskurse systematisch dargestellt (1. Schaubild). Neben dieser vertikalen Gliederung kommt noch eine horizontale Gliederung hinzu. Dabei zeigt sich, dass es erstens zwischen empirisch-interpretativen (deskriptiven), empirisch-szientistischen (explanativen und prognostischen) und praktischen Methodologien strukturelle Unterschiede gibt und zweitens diese Methodologien komplementär zueinander sind (2. Schaubild).

In dieser Abhandlung sollen drei unterschiedliche methodologische Traditionen herausgearbeitet werden, zwischen denen eine methodologische Inkommensurabilität feststellbar ist, d.h., dass jede Methodologie andere axiologische, epistemische, methodologische und ontologische Voraussetzungen oder Vorgehensweisen aufweist. Einmal soll ein prinzipieller Unterschied zwischen einer empirischen (deskriptiven, explanativen und prognostischen) Methodologie (6. Schaubild) und einer praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Methodologie (7. Schaubild) aufgezeigt werden. Innerhalb der empirischen Methodologie gibt es prinzipielle Unterschiede zwischen einer interpretativen (empirisch-deskriptiven) (3. Schaubild) und einer szientistischen (empirisch-explanativen und prognostischen) Methodologie (4. Schaubild, einen Überblick über alle drei Methodologien findet man im 2. Schaubild).

Es macht aber keinen Sinn von verschiedenen Paradigmen innerhalb der Politikwissenschaft zu sprechen, weil damit keine allgemeine Inkommensurabilität verbunden ist. Die methodologische Inkommensurabilität führt nicht zu unüberbrückbaren Diskontinuitäten, die ein sinnvolles Miteinander verhindern. Genau dies müsste aber der Fall sein, wenn man von unterschiedlichen Paradigmen spricht, wie dies dem Kuhn-Narrativ zufolge nötig wäre. Im Gegenteil, eine praktische Methodologie ist auf die Ergebnisse, die mit einer empirischen (deskriptiven, explanativen und prognostischen) Methodologie generiert werden, geradezu zwingend angewiesen. Zur Generierung von politischem Wissen braucht man daher alle drei Methodologien: einmal die empirisch-deskriptive Methodologie, damit man sichtbare politische Phänomene (Erscheinungen) beschreibt, dann die empirisch-explanative und prognostische Methodologie, damit man die unsichtbare kausale Relation dieser Phänomene erklärt und Prognosen über die Zukunft macht. Nur mit einer genuin praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Methodologie können politische Normierungen und Regulierungen begründet werden. Eine praktische Politikwissenschaft, die realistische Regulierungsvorschläge und keine weltfremden Dystopien oder Utopien begründen will, ist dabei auf das Wissen angewiesen, das mit Hilfe von empirisch-deskriptiven und empirisch-explanativen Methodologien erarbeitet wurde (9. Schaubild).  


1.3.3 Schwerpunkt: Forschungsstand Wertfragen innerhalb der Wissenschaft sowie genuin praktische Methodologie am Beginn des 21. Jahrhunderts Seitenanfang

Die Möglichkeiten und Grenzen praktischer Methodologien stehen aufgrund meiner wissenschaftlichen Interessen besonders im Fokus. Die Suche nach wissenschaftlichen Antworten auf politisch-praktische Fragen bildet den Kern meiner Arbeit. Empirische (deskriptive, explanative und prognostische) Antworten nehme ich zur Kenntnis, mein Anspruch besteht aber darin, praktische (normative, pragmatische, technische) Antworten mit praktischen Werkzeugen (Begriffen, Sätzen, Theorien, Logiken, Argumentationsweisen, Methoden und methodischen Ansätzen) zu formulieren. Dabei ist es notwendig, vorhandene wissenschaftliche Instrumente zu verwenden, einige weiterzuentwickeln sowie neue zu entdecken und zu begründen.

Die Möglichkeiten und Grenzen zweier praktischer Methodologien sollen daher vorgestellt und kritisch evaluiert werden. Es soll sowohl die praktische Methodologie der Szientisten (normative Rationalwahltheorie) als auch die der phronetischen Perestroikans (angewandte Klugheit) evaluiert werden. Innerhalb der sprachlich-interpretativen Methodologie wird der praktischen Methodologie leider nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl eine praxisnahe, problemorientierte Forschung (problem-based, problem-driven research) vehement gefordert wird (Green/Shapiro 1994, Shapiro 2005, Schram 2003 und 2005). Die phronetischen Perestroikans als eine von mehreren interpretativen Schulen fordern nicht nur eine problemorientierte Forschung, sondern haben mit der angewandten Klugheit auch einen methodischen Ansatz formuliert, wie eine problemorientierte Forschung konkret umgesetzt werden soll.

Das Ziel der neuzeitlichen Wissenschaft ist es, das menschliche Leben zu bereichern (Bacon 1990 [1620]: 173, 81. Aphorismus, Teilband 1). Aufgrund der Äquivalenz zwischen Kausalität und Handeln (Bacon 1990 [1620]: 80, 3. Aphorismus, Teilband 1) kann man durch „Umkehrungen von Kausalsätzen“ (Weber 1973d [1917]: 529 [491]) oder durch „Umkehrung des fundamentalen Erklärungsschemas“ (Popper 1984 [1972]: 367) Erkennen (Theorie) in Handeln (Praxis), d.h. in Sozialtechnologie, umwandeln. Praktische Probleme könnten demzufolge durch Umkehrung von Kausalsätzen gelöst werden, denn wahres Wissen und effektives Handeln sind äquivalent (Bacon 1990 [1620]: 286, 4. Aphorismus, Teilband 2).

Das szientistische Establishment meint mit einer normativen Rationalwahltheorie (normative rational choice theory) nicht nur eine adäquate praktische Methodologie im Angebot zu haben, sondern auch, dass diese die derzeit beste praktisch-normative Methodologie sei (Hardin 2011 [2009]).

Die phronetischen Perestroikans bezweifeln die Problemorientierung der Szientisten und wollen mit einer angewandten Klugheit (applied phronesis) die Politikwissenschaft revolutionieren und dazu beitragen, dass diese wieder mehr öffentliche Relevanz bekommt: „Making Social Science Matter: Why Social Inquiry Fails and How It Can Succeed Again“ (Flyvbjerg 2001), „Making Political Science Matter“ (Schram/ Caterino 2006) und „Real Social Science. Applied Phronesis“ (Flyvbjerg/Landman/Schram 2012a) lauten die programmatischen Titel.

Weber unterscheidet zwischen einer empirischen und einer praktischen Sozialwissenschaft (Weber 1973c [1904]). Auf die seit der Antike bestehende Unter-scheidung zwischen theoretischer und praktischer Philosophie verweist er nur indirekt in einer Fußnote, in der er die Arbeit der Logiker des Neukantianismus zustimmend hervorhebt (Weber 1973c [1904]: 146). Weber geht es in seinen methodologischen Schriften vor allem um die Möglichkeiten und Grenzen einer empirischen Wissenschaft. Die Grenzen, die er für empirische Wissenschaften herausarbeitet, werden in der Regel bis heute von den Szientisten akzeptiert.

Die Perestroikans genauso wie die meisten Interpretivisten hingegen lehnen eine Trennung zwischen Sein und Sollen ab und gehen sogar noch einen Schritt weiter, indem sie behaupten, dass die axiologischen Werte der Forscher und der Erforschten geradezu notwendigerweise als erkenntnisleitende Interessen die Forschung beeinflussen (Habermas 1968c).

Weitere wichtige Ziele dieser Arbeit betreffend Wertfragen sind, erstens die axiologischen Auseinandersetzungen und deren Einfluss auf wissenschaftliche Ergebnisse ausführlich darzustellen. Zweitens wird die Kritik der Technikphilosophen (Bunge 1967b, Kornwachs 2008 und 2012, Poser 2001) an einer Umkehrung von Kausalsätzen erläutert, die Maximilian Carl Emil Weber und Karl Raimund Popper noch für unproblematisch hielten. Drittens wird die Notwendigkeit einer praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Methodologie angeführt, die sich auf zehn Ebenen von einer empirischen (deskriptiven, explanativen und prognostischen) Methodologie unterscheidet.

Im Endeffekt soll die Möglichkeit und Notwendigkeit einer praktischen Politikwissenschaft, sicherlich auch praktischen Sozialwissenschaft, begründet werden, die auf der von Weber aufgezeigten wissenschaftstheoretischen Unterscheidung aufbaut. Diese praktische Methodologie begründet eine praktische Politikwissenschaft, die zwar auch in der aristotelischen Tradition steht, mit der von Wilhelm Hennis (1963) aber wenig gemeinsam hat. Weder der normative Rationalwahlansatz der Szientisten noch die angewandte Klugheit der Perestroikans oder die von Hennis bevorzugte Topik werden abgelehnt, sie bilden aber nur recht kleine Teile einer wesentlich umfassenderen praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Methodologie.

 Es gibt mehrere Modelle, wie man das Verhältnis zwischen praktischer Politik und (Politik)Wissenschaft gestalten sollte. Die Szientisten neigen einem technokratischen Modell zu, danach hat die Wissenschaft das letzte Wort. Hier fällt sofort die fehlende demokratische Legitimation ins Auge. Während das dezisionistische Modell zwar eine demokratische Legitimation hat, fehlt hier die sachliche Expertise.

Jürgen Habermas (1968b [1963]) hat ein pragmatisches Modell vorgeschlagen, das die Vorteile des technokratischen und des dezisionistischen Modells vereinen soll und die Nachteile überwinden könnte. In vielen Handbüchern über Politikberatung (Falk/Rehfeld/Römmele/Thunert 2006, Heidelberger Akademie der Wissenschaften 2006, Bröchler/Schützeichel 2008) wird dieses Modell nicht nur erörtert, sondern von den meisten Wissenschaftlern wie auch den phronetischen Perestroikans bevorzugt. Auch in der praktischen Politik wird es angewendet, so greift die EU-Kommission ebenfalls auf das pragmatische Modell zurück und plädiert für eine Demokratisierung der Expertise (democratising expertise) und eine Verwissenschaftlichung der Demokratie (expertising democracy) (EU-Kommission 2001a, EU-Kommission 2001b, EU-Kommission 2002).

Aufgrund der Tatsache, dass Politik und Wissenschaft unterschiedliche Funktionslogiken, d.h. unterschiedliche Aufgaben haben sowie unterschiedlichen Ansprüchen und Kriterien genügen müssen, kann das pragmatische Modell der Politikberatung im Endeffekt weder demokratischen noch wissenschaftlichen Standards genügen. Wissenschaft kann aus prinzipiellen Gründen nur hypothetisches Wissen begründen (9. Schaubild), aber weder definitive oder verbindliche Entscheidungen treffen noch für damit verbundene Folgen die Haftung übernehmen. Demokratische Institutionen können genau dies: Verbindliche und definitive Entscheidungen vornehmen, gleichzeitig auch für die Folgen haften. Daher plädiere ich für ein komplementäres Modell der Politikberatung, in der jedes Subsystem seine Aufgaben möglichst gut erfüllt (12. Schaubild).


1.4 Gliederung Seitenanfang

Die Einleitung soll eine allgemeine Hinführung zum Thema sowie vor allem einen Überblick über die wichtigsten Fragen ermöglichen. Im zweiten und dritten Kapitel wird der eigentliche „Methodenstreit“ zwischen Szientisten und Perestroikans innerhalb der Politikwissenschaft am Anfang des 21. Jahrhunderts vorgestellt.

Die axiologischen, epistemischen, methodologischen und ontologischen Auseinandersetzungen auch innerhalb der Politikwissenschaft zeichnen sich nicht zuletzt aufgrund der Komplexität der darin enthaltenen Themen genauso wie diejenigen im Positivismusstreit (Adorno et al. 1976 [1969]) durch Konfusionen, Aneinandervorbeireden und Missverständnisse aller Art aus. Um Konfusionen und Missverständnisse zu vermeiden, wird der „Methodenstreit“ in zwei Kapiteln behandelt, auch auf die Gefahr hin, dass es zu Redundanzen und zu Wiederholungen kommt.

Zuerst werden im zweiten Kapitel die wichtigsten Fragestellungen erörtert, die diese Auseinandersetzung kennzeichnen. Es folgt eine Explikation von Begrifflichkeiten, die für die Strukturierung der Fragestellungen und Kontroversen notwendig sind, damit ein Aneinandervorbeireden verhindert wird. Danach werden die Kontrahenten präsentiert. Die Szientisten (Naturalisten, kausale Reduktionisten, (Neo)Positivisten, disciplined political scientists, 3. Schaubild), die sich an den Naturwissenschaften orientieren und eine logisch-mathematische Forschungsmethodologie anwenden, werden zuerst allgemein vorgestellt. Zum Abschluss des zweiten Kapitels werden dann aus der konkurrierenden methodologischen Tradition, die sich an den Geistes- und Kulturwissenschaften orientiert und eine sprachlich-interpretative Methodologie einsetzt, die phronetischen Perestroikans betrachtet (4. Schaubild). Sie bilden die letzte große Rebellion gegen das szientistische Establishment und nicht gegen den Mainstream, wie in der Regel behauptet wird. Auch die Begriffe „Establishment“ und „Perestroikans“ werden hier erläutert. Im zweiten Kapitel geht es in erster Linie um das Kuhn-Narrativ, d.h., die Storyline des methodologischen Glaubenskrieges steht im Vordergrund. Diese ist antagonistisch angelegt und kann dramaturgisch und rhetorisch überzeugen, steht aber einer adäquaten wissenschaftlichen Auseinandersetzung nicht nur im Wege, sondern trägt seit Jahrzehnten zu einem nicht unerheblichen Maße zu diesem kontraproduktiven Glaubenskrieg bei. Bei der Reduktion von Komplexität wird das ockhamsche Rasiermesser so schwungvoll eingesetzt, dass aus veritablen Kontrahenten nur noch Pappkameraden übrigbleiben. Das Sparsamkeitsprinzip (Prinzip der Parsimonie) wurde zuerst von Wilhelm von Ockham (1288-1347) formuliert und fordert in diesem Fall den ökonomischen Einsatz von wissenschaftstheoretischen Annahmen. Der methodologische Glaubenskrieg, der unter dem Label „Methodenstreit“ läuft, kann daher nur beendet werden, wenn man erstens mit anderen Begrifflichkeiten arbeitet und zweitens davon wegkommt, dass man die andere Position auf eine handvoll Thesen zusammenschrumpfen lässt, so dass wichtige Annahmen unerwähnt bleiben oder verzerrt wiedergegeben werden. Eine differenziertere Darstellung der politischen Methodologie, d.h. eine Ad-fontes-Rekonstruktion anhand von originalen Quellen, ist aufgrund deren Komplexität unausweichlich, dies soll das nächste Kapitel leisten.

Das dritte Kapitel ist der wichtigste und umfassendste Teil dieser Arbeit. In diesem Kapitel steht eine an Pedanterie grenzende Differenzierung und Nuancierung im Vordergrund. Daher werden die sachlichen, wissenschaftstheoretischen (axiologischen, epistemischen, methodologischen und ontologischen) Differenzen und einige Gemeinsamkeiten zwischen dem szientistischen Establishment und den phronetischen Perestroikans sowie meine eigenen Stellungnahmen genauer und ausführlicher auf zehn Ebenen beleuchtet (1. Schaubild). Zu dieser vor allem aus epistemischen Gründen gemachten Unterscheidungen auf der vertikalen Ebene kommen noch drei Unterscheidungen aus axiologischen oder ontologischen Gründen auf der horizontalen Ebene hinzu (2. Schaubild). Erst mit diesen Differenzierungen kann man, wie anderswo begründet (Lauer 2013 und 1997), der Komplexität dieser Fragestellungen einigermaßen gerecht werden. Dabei können nur einige exemplarische Antworten auf diese Fragen erörtert werden. Angestrebt ist ein Überblick über die vielfältigen Beziehungen zwischen axiologischen, epistemischen, methodologischen und ontologischen Fragestellungen oder eine logische Geographie der politischen Methodologie (2. Schaubild).

Im vierten Kapitel wird eine Zusammenfassung der Ergebnisse sowie der wichtigsten Thesen präsentiert. Die Einleitung begann mit einigen Überlegungen über die Bedeutung der Methodologie, in der Zusammenfassung soll auch der Frage nachgegangen werden, ob der Methodenstreit Ausdruck einer Identitätskrise oder Zeichen von Relevanz und Vitalität ist.

Das fünfte Kapitel enthält eine Gliederung der politischen Methodologie. Der Ausblick soll einen kurzen Überblick über die politikwissenschaftliche Methodologie im Allgemeinen sowie im Speziellen einen Überblick auf die Methodologie einer praktischen Politikwissenschaft liefern. Hier werden Wege aufgezeigt, wie die hier festgehaltenen Defizite sowohl der politischen Methodologie allgemein als auch der praktischen Methodologie im Besonderen überwunden werden könnten (10. Schaubild). Eine praktische Politikwissenschaft als Ergänzung einer empirischen (deskriptiven, explanativen und prognostischen) Politikwissenschaft (6. Schaubild) mit einer praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Methodologie (7. Schaubild) ist nämlich nach meiner Überzeugung der geeignete Ort, um politisch-praktische Fragestellungen zu erörtern. Eine praktische Methodologie kann eine praktische Sozialwissenschaft (Weber 1973c [1904]) und damit auch eine praktische Politikwissenschaft begründen (8. Schaubild, 9. Schaubild).


1.5 Literaturangaben, Selbstzitation und Zitierweise Seitenanfang

Bei der Zitierweise in dieser Abhandlung und bei den Literaturangaben gibt es mehrere Besonderheiten:

  • Im Text werden zuerst das Jahr der verwendeten Ausgabe sowie in eckigen Klammern das originale Erscheinungsjahr angegeben. Bei grundlegenden Werken wird immer das ursprüngliche Erscheinungsjahr (nicht das Erscheinungsjahr der ersten deutschen Übersetzung) in eckigen Klammern nach dem Erscheinungsjahr der verwendeten Ausgabe angeführt.
  • Die Seitenzahl bezieht sich auf Angaben der benutzten Auflage. Ausnahmen davon gibt es aufgrund der Editionsgegebenheiten. Bei Klassikern wie Aristoteles, Platon, Immanuel Kant oder Maximilian Carl Emil Weber werden die Seitenzahlen von grundlegenden Editionen auch in eckigen Klammern festgehalten. Eine besondere Zitierweise ist ebenso bei den Werken von Ludwig Josef Johann Wittgenstein angebracht. Bei den Philosophischen Untersuchungen wird nicht die Seitenzahl, sondern der Paragraph angeführt, beim Tractatus logico-philosophicus nur die Nummer des Satzes.
  • Auf die Angabe der Auflage wird im Text verzichtet, im Literaturverzeichnis hingegen wird sie angegeben.
  • Bei Onlineartikeln werden die absolute Adresse oder URL (Uniform Resource Locator) sowie der letzte Zugriff der Internetseite angeführt.
  • In der Regel wurden alle Vornamen der Autoren genannt, sofern diese ermittelt werden konnten.
Wissenschaftliche Arbeiten publiziere ich seit Jahren auch im Internet, einige Projekte werden als „work in progress“ ständig weiterentwickelt. Insbesondere aus diesen Projekten verwende ich umfangreiches Textmaterial. Es wird auf diese Projekte pauschal verwiesen, ohne dass jeder Satz wie üblich zitiert wird:
  • Internetprojekt seit 1997: Wissenschaftliche Politikberatung. Teil II: Methodo-logie praktischer Politikwissenschaft. URL: praktische-politikwissenschaft.de. Wird im Text mit „Lauer 1997“ angeführt.
  • Internetprojekt seit 1998: Die Potentiale des deutschen Sozialmodells. Vorschläge für eine konsistente und komplementäre Weiterentwicklung. URL: soziale-sicherheit.de. Wird im Text mit „Lauer 1998“ zitiert.
  • Internetprojekt seit 2013: Wissenschaftliche Politikberatung. Teil I: Methodologie empirischer und praktischer Wissenschaften. URL: praktische-wissenschaften.de. Darauf wird im Text mit „Lauer 2013“ hingewiesen. Eine Selbstzitation daraus wird vermieden, weil sie sehr leserunfreundlich wäre.

Die damit notwendigen URL-Angaben würden den Text unleserlich machen, da die Projekte, die weiterentwickelt werden, im HTML-Format und nicht im PDF-Format publiziert sind. In Druckform wurden diese Projekte noch nicht veröffentlicht.


1.6 Transienter versus linearer Text Seitenanfang

Der lineare Text hat eine festgelegte Struktur, bei der sich der Leser vom Anfang des Textes bis zum Ende des Textes bewegt (von links nach rechts und von oben nach unten). Die Inhalte befinden sich in einer Datei, sofern der Text in digitaler Form vorliegt. Linear ist der Text in allen Printformen gestaltet. Der Hypertext oder transiente Text hat keine starre Struktur und steht in der Regel nicht nur in einer Datei, sondern wird auf mehrere Dateien verteilt. Der Leser hat die Möglichkeit, über Links oder Verweise von einem Punkt im Text an eine andere Stelle im Text zu springen und wieder an die ursprüngliche Stelle zurückzukehren. Hypertext bezeichnet Verbindungen zwischen Dokumenten, die das Ziel haben, Begriffe zu erklären und auf andere Dokumente hinzuweisen. Nicht nur Text, sondern auch Bild und Grafik, Audio und Video können integriert werden.

Zwar haben sich auch in den Büchern Möglichkeiten schnellen Navigierens innerhalb des Textes herausgebildet (z.B. Inhaltsverzeichnisse, Personen- und Sachregister) aber mit Hilfe des Hypertextes geht dies um ein Vielfaches besser und erleichtert dem Leser nicht nur das Lesen, sondern auch die Evaluation und damit das Verständnis vor allem von komplexen Relationen und Zusammenhängen. Eine HTML-Version dieser Abhandlung findet man im Internet unter folgender URL: www.lauer.biz/methodenstreit/index.htm

Hier geht es weiter zum 2. Kapitel:
Begrifflichkeiten, Kontrahenten und Streitpunkte.


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